Kommen Männer in die Wechseljahre? – Symptome, Hintergründe und die gemeinsame Reise von Frau und Mann

Ein Mann in seinen 60zigern

Ein Tabu bekommt Licht

Über die Wechseljahre der Frau wird gerade viel geschrieben, geforscht und gesprochen. Endlich, möchte ich sagen. Es war höchste Zeit, dieses wichtige Thema ins Bewusstsein zu holen. Aber während Frauen mutiger über ihre Hitzewallungen, Schlafstörungen und Emotionalen ups and Downs sprechen, frage ich mich schon lange: Und was ist eigentlich mit den Männern? Dem wollte ich nachgehen.

Denn wenn ich mich umschaue – bei Freunden, bei meinen Klienten oder bei Männern in meiner Familie – sehe und höre ich:

Auch sie gehen durch Wandlungsphasen.

Sie verändern sich körperlich, seelisch und hormonell, vor allem ab Mitte 40, Anfang 50. Und dennoch: darüber wird kaum offen gesprochen.

Ich möchte heute eine Brücke schlagen. Zwischen Mann und Frau. Zwischen den sogenannten Wechseljahren, die uns alle betreffen, und einer tieferen Ebene:
der Einladung, diese Zeit nicht nur als Verlust von Jugend, sondern als Reifungsschritt in eine neue Bewusstseinsebene zu verstehen.


Gibt es die „männlichen Wechseljahre“?

Zunächst die klare Antwort: Ja, auch Männer erleben einen hormonellen Wandel. Dieser wird als „Andropause“ bezeichnet – aus dem Griechischen anér = Mann und pausis = Ende – oder einfach „männliche Wechseljahre“.

Bei Frauen beginnt die Umstellung meist um die 40 und zieht sich über viele Jahre hin. Dieses hormonelle Auf und Ab mit all seinen Begleiterscheinungen dauert rund 10 bis 15 Jahre, bis schließlich die Menopause eintritt. Sie setzt einen klaren Schlusspunkt, eine deutliche Zäsur, an der niemand vorbeisieht.

Bei den Männern ist es ähnlich lang, doch der Verlauf ist viel unauffälliger. Auch hier beginnt die hormonelle Veränderung um die 40 und begleitet sie über ein Jahrzehnt oder länger. Aber da der abrupte Einschnitt wie bei uns Frauen fehlt, wirkt der Prozess schleichender – und genau deshalb wird er oft nicht erkannt oder mit den Wechseljahren der Männer, der “Andropause” in Verbindung gebracht.

Er ist weniger von plötzlichen Symptomen begleitet, wirkt aber nicht minder einschneidend. Für viele Männer fühlt sich dieser Umstellungsprozess ebenso herausfordernd an – körperlich, seelisch und im Alltag.

Der zentrale Spieler ist das Hormon Testosteron.

Ab dem 40. Lebensjahr sinkt der Testosteronspiegel pro Jahr um etwa 1 %. Mit Mitte 50 sind es oft schon 20–30 % weniger als noch in den Dreißigern. Dieser Rückgang verläuft nicht von heute auf morgen, sondern Stück für Stück – und wird deshalb von vielen Männern lange Zeit nicht bewusst wahrgenommen.

Doch irgendwann kann der Moment kommen, wo die Veränderungen spürbar werden:

  • weniger Muskelkraft

  • mehr Bauchfett

  • nachlassende Libido

  • Erektile Dysfunktionen können auftreten

  • Stimmungsschwankungen

  • ein größeres Bedürfnis nach Rückzug oder Ruhe

Und das ist genau der Punkt: Männer sind dann oft verunsichert, sprechen nicht darüber – oder suchen Halt in einer neuen Beziehung, im Sport, im Job. Noch was will ich an der Stelle sagen, das alles kann sein, muss aber nicht. Falls du jetzt denkst, puh, na zum Glück, ich hab nix davon. Herzlichen Glückwunsch. Wenn nicht, lies gerne weiter.

Paare im Wandel der Wechseljahre

Parallelen zu den Wechseljahren der Frau

Frauen erleben eine deutliche hormonelle Umstellung: Östrogen und Progesteron sinken, der Zyklus endet, und mit ihm beginnt eine neue Lebensphase. Männer erleben das ebenfalls – nur weniger abrupt.

Aber: Die Themen sind erstaunlich ähnlich.

  • Frauen spüren Hitzewallungen – Männer berichten von plötzlichem Schwitzen, Kreislaufproblemen, Energiemangel.

  • Frauen kämpfen mit Schlafstörungen – Männer wachen nachts häufiger auf und fühlen sich morgens nicht mehr erholt.

  • Frauen erleben emotionale Achterbahnen – Männer sind plötzlich „nah am Wasser gebaut“, was sie von sich selbst nicht kennen.

Es ist also keine „typisch weibliche Sache“, sondern eine menschliche Erfahrung. Beide Geschlechter werden in dieser Lebensphase mit Fragen nach Sinn, Tiefe, Verbindung und neuer Ausrichtung konfrontiert. Und das ist gut so.


Symptome der männlichen Wechseljahre – von körperlich bis seelisch

1. Körperliche Veränderungen

  • Abnahme der Muskelkraft: Der Körper baut leichter Muskeln ab und lagert schneller Fett ein, vor allem am Bauch.

  • Erektionsstörungen: Durch weniger Testosteron, aber auch durch Stress, Gefäßveränderungen und psychische Faktoren kommt es häufiger zu Potenzproblemen. Hier kann Ernährungsumstellung viel bringen.

  • Abnehmende Libido: Lustlosigkeit ist ein typisches Zeichen – und oft ein Tabuthema. Lass deinen DHEA Spiegel und Testosteron Testen.

  • Schlafprobleme: Einschlaf- und Durchschlafstörungen häufen sich.

  • Vermehrtes Schwitzen: Manche Männer berichten von Hitzewallungen ähnlich wie Frauen.

2. Emotionale Veränderungen

  • Stimmungsschwankungen: Reizbarkeit, innere Unruhe, Gereiztheit.

  • Erhöhte Sensibilität: Tränen fließen leichter, Emotionen brechen schneller durch.

  • Verlustgefühle: Angst, nicht mehr attraktiv oder leistungsfähig zu sein.

  • Sinnkrisen: Die Frage „War das alles?“ kommt häufiger hoch.

3. Partnerschaft und Sexualität

Hier treffen die beiden Welten von Mann und Frau besonders deutlich aufeinander. Wenn beide Partner ungefähr gleichzeitig in die Wechseljahre kommen, kann das eine enorme Herausforderung sein – aber auch eine große Chance für mehr Tiefe und gegenseitiges Verständnis.

  • Frauen können weniger Lust, Trockenheit der Scheide, vielleicht Schmerzen beim Sex erleben .

  • Männer können Lustlosigkeit oder Erektionsstörungen erleben.

  • Beide fühlen sich plötzlich verunsichert. Nachvollziehbar, oder?

Und genau hier liegt der Schlüssel: Wenn wir verstehen, dass das keine persönliche Schwäche oder Ablehnung des Partners ist, sondern eine hormonelle, körperliche und seelische Wandlungsphase beider Partner, dann kann eine ganz neue Intimität entstehen. Das ist doch wundervoll.

Ein emphatisches Gespräch schafft Verbindung und Nähe

Warum sprechen wir so wenig über männliche Wechseljahre?

Gesellschaftlich gilt noch immer: Männer sind stark, leistungsfähig, souverän. Gefühle? Schwäche? Libidoverlust? Darüber spricht „Mann“ nicht.

Das führt dazu, dass viele Männer ihre Symptome verschweigen – und lieber einen Ausgleich suchen: durch übermäßigen Sport, Arbeit, Alkohol oder eine Affäre.

Nicht selten wird der Wunsch nach einer jüngeren Partnerin laut – als Ausdruck einer Sehnsucht, wieder jung, kraftvoll und begehrt zu sein.
(Für alle die jetzt protestieren sei gesagt, das kann, muss nicht so sein. Okay? Gut, weiter …

Doch hier lohnt es sich genau hinzuschauen:

  • Ist es wirklich die „andere Frau“, die gebraucht wird?

  • Oder ist es die Begegnung mit sich selbst, mit der eigenen Tiefe, die jetzt ruft?

Oft ist es nicht der neue Partner, der das Problem löst, sondern das innere Annehmen dieser Wandlungszeit.

Ein Blick auf die Hormone

Damit du besser verstehst, was da eigentlich im Körper passiert, hier die wichtigsten Hormone im Überblick:

  • Testosteron: Das männliche Sexualhormon. Es steuert Libido, Muskelkraft, Energie und Selbstbewusstsein. Sinkt es, zeigen sich viele typische Symptome.

  • DHEA: Ein Vorläuferhormon, das mit zunehmendem Alter abnimmt. Es beeinflusst Stressresistenz und Wohlbefinden.

  • Östrogene: Ja, auch Männer haben sie. Sie nehmen im Alter relativ zu, wenn Testosteron sinkt – und beeinflussen Stimmung, Fettverteilung und Emotionen.

  • Progesteron: Es ist bei ihnen ein wichtiges Vorläuferhormon für Testosteron und Cortisol. In der Andropause sinkt der Progesteronspiegel ebenso wie der Testosteronspiegel. Dadurch kommt es zu einem Ungleichgewicht: weniger natürliche „Beruhigung“ im Nervensystem, eine erhöhte Stressanfälligkeit und manchmal auch Schlafstörungen. Progesteron wirkt beim Mann – genau wie bei der Frau – angstlösend, stabilisierend und schützend für das Nervensystem. Nimmt es ab, können Gereiztheit, innere Unruhe und Stimmungsschwankungen zunehmen.

  • Cortisol: Dauerstress führt zu erhöhter Cortisolproduktion, die wiederum Testosteron senkt. Ein Teufelskreis.

Was Männer tun können – und Frauen ebenso

Hier kommen die Brücken ins Spiel: Männer und Frauen stehen in dieser Zeit vor ähnlichen Aufgaben. Und beide können einander unterstützen.

Tipps für Männer

  • Gesunde Ernährung: Weniger Zucker, weniger Alkohol, mehr pflanzliche Lebensmittel. Das stabilisiert Blutzucker und Hormone.

  • Bewegung: Krafttraining hält Muskeln und Knochen stark, Ausdauer stärkt Herz und Kreislauf.

  • Stressabbau: Meditation, Natur, Atemübungen – Stress killt Testosteron.

  • Schlafhygiene: Regelmäßige Schlafzeiten und digitale Pausen helfen enorm.

  • Offenheit: Rede mit deiner Partnerin, deinem Arzt oder Coach über das, was du erlebst.

    Wie kannst du deinen Mann unterstützen

  • Verstehe: Erektionsprobleme sind keine Ablehnung deiner Person.

  • Nimm seine Stimmungsschwankungen nicht persönlich.

  • Sei offen für Gespräche über Nähe, Sexualität und Bedürfnisse.

  • Erinnere dich: Auch du hast deine hormonellen Herausforderungen – Verständnis ist hier die Brücke.

Gemeinsam geht es leichter durch die Zeit der Wandlung.

Wechseljahre als Einladung zur Reifung

Ich möchte diesen Artikel mit einer Einladung schließen:
Wechseljahre – ob bei Frau oder Mann – sind keine Krankheit. Sie sind eine Übergangszeit, eine Wandlung, ein Tor in eine neue Lebensphase.

Es ist eine Zeit, die uns zwingt, innezuhalten, neu zu justieren und uns selbst auf einer tieferen Ebene kennenzulernen.

  • Frauen entdecken neue Kraft, Freiheit und Selbstbestimmung.

  • Männer entdecken Sensibilität, Tiefe und eine andere Form von Stärke.

Und gemeinsam können wir daraus eine neue Kultur machen:
Eine Kultur, in der Männer nicht mehr über Gefühle schweigen müssen.
Eine Kultur, in der Frauen nicht mehr alleine durch ihre Wechseljahre gehen.
Eine Kultur, in der wir verstehen: Wir sind beide auf derselben Reise.

Ein paar Worte zum Schluss
Ja, Männer kommen in die Wechseljahre. Sie spüren es körperlich, hormonell, emotional.

Und es ist keine Schwäche, sondern ein natürlicher Reifungsprozess. Wenn Männer und Frauen lernen, diese Phase gemeinsam zu gehen, kann daraus eine neue Tiefe, Nähe und Bewusstheit entstehen. Mir gefällt das, ist eine gute Zeit.

Verbundene Grüße, Anja

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PS:
Wenn du als Mann gerade merkst: „Das ist genau das was gerade bei mir los ist – körperlich, seelisch, partnerschaftlich“, dann nimm diese Zeichen ernst.

Wenn du als Frau spürst: „Mein Partner verändert sich, und ich will verstehen, was da los ist“, dann lade ich dich ein:

👉 Buche dir einen Termin bei mir – für eine ganzheitliche Betrachtung deiner Wechseljahre.
Ob in meiner Praxis in Ferch | in der Praxis Babelsberg oder online – wir schauen gemeinsam auf Körper, Hormone, Ernährung und Bewusstsein.

Denn: Nur wer seinen Prozesse versteht, kann gezielt handeln.

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Ganzheitlich durch die Wechseljahre -Ernährung, Hormone & Selbstentwicklung im Einklang